Mahnmal Rüsselsheim
Das Mahnmahl möchte ein Ort der Erinnerung sein, der zur Menschlichkeit mahnt.

Sie hätten Darmstadt zerstören sollen. Doch die Bomben, die am 25. August 1944 auf Südhessen fallen, treffen Rüsselsheim. Darmstadt kam es erst zwei Wochen später dran.

Am 26. August, die Trümmer rauchen noch, führen deutsche Soldaten acht amerikanische Piloten auf dem Weg in ein Gefangenenlager durch Rüsselsheim. Die notgelandeten US-Soldaten haben mit dem nächtlichen Bombenangriff nichts zu tun; sind auch nicht hier aufgegriffen worden.

Dennoch – auf den Ruf einer Frau „Da sind welche!“ jagen Rüsselsheimer Bürger die Gefangenen, lynchen sechs von ihnen. Die Opfer werden zum Friedhof gekarrt; im Chaos eines erneuten Sirenenalarms bleibt unbemerkt, dass zwei der Amerikaner überlebt haben; sie klettern unter den Leichen ihrer Kameraden hervor und können fliehen. Die Rädelsführer des Pogroms werden am 25. Juli 1945 in Darmstadt zum Tod verurteilt und gehenkt.

"Wolfsangel: A German City on Trial 1945-48" by August J. Nigro, 2001

Damals stand dort eine lange Ziegelmauer. Einige der alten Ziegel fanden sich noch. Karle fügte sie in ein neu errichtetes Mauerstück ein. „Das sind die drei Elemente unseres Mahnmals“, sagt Karle: „Die Mauer, die Schrift, die Bilder. Mehr braucht es nicht.“

Die Wand aus gelben Klinkern markiert den Ort und ruft ins Gedächtnis, was hier einmal war. Die Schrift erläutert das Geschehene. Die Bilder zeigen die Opfer: Acht Fotos, auf der Rückseite der Mauer.

„Wir haben die Passfotos der US-Soldaten verwendet, neutraler können Bilder nicht sein“, sagt Karle. „Das ist wichtig, denn sie sollen einfach nur zeigen – es waren Menschen, die hier zu Tode kamen, mit einem Gesicht, mit einem Namen, mit einer Persönlichkeit.“

Text: Klaus Honold, 15.8.2004
Standort: Grabenstraße, Rüsselsheim
Fertigstellung: 2004
Auftraggeber: Fr. Eichhorn, Hr. Dekan Hohmann, Hr. MdL a.D. Schlappner, Rüsselsheim

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