Mauritiusplatz Wiesbaden

Anlass für den Bau des Mauritiuspavillons war der Wunsch, im Rahmen der Neugestaltung des Mauritiusplatzes in Wiesbaden die sog. Bellwinkelsche Brandwand zu einer attraktiven Platzfassade umzugestalten.

Der schmale Glaspavillon steht als Mittler zwischen historischer Platzrandbebauung und neuer Warenhausfassade.

Das realisierte Gebäude trägt mit seiner Nutzung als Café vor allem in den Sommermonaten wesentlich zur Belebung des Platzes bei und hat als Platzkante, trotz seiner relativ geringen Dimension von 7 x 19 m, eine städtische Maßstäblichkeit.

Der Mauritius-Pavillon ist aus dem städtebaulichen Ideenwettbewerb „Neugestaltung des Mauritiusplatzes in Wiesbaden“ im Herbst 2000 hervorgegangen.
Zwei wesentliche Ideen bildeten die Grundlage für die Umgestaltung des Mauritiusplatzes:
Der Mauritiusplatz sollte von allem Stadtmobiliar befreit werden. Er sollte für die Wiesbadener Öffentlichkeit als städtischer Raum innerhalb der Fußgängerzone wieder erlebbar uns nutzbar sein.
Ziel der Platzgestaltung war eine freie Durchwegung (Vernetzung des Stadtraums) über den Platz hinweg zu ermöglichen und Freiräume für die zahlreichen wechselnden Aktivitäten auf dem Platz zu erlauben.
Ein weiteres Bestreben war die Umformung und Ergänzung der vorhandenen Platzränder. Die mit Blechtafeln verkleidete sog. Bellwinkelsche Brandwand sollte zu einer attraktiven Platzfassade umgestaltet werden.
Zur Stärkung und Belebung des Platzes wurde eine gastronomische Nutzung vorgeschlagen, die sich am östlichen Platzrand an die vorhandene Brandwand des Bellwinkel-Gebäudes anlehnt. Mit dem Rücken zur Brandwand öffnet sich der Mauritius-Pavillon mit einer Cafébar zum Platz hin und nimmt Bezug auf die Freifläche als öffentlichen Raum und kommunikativen Ort.
Das Café dient als erste Anlaufstelle, als ruhender Pol und überzeugt mit seiner Aufenthaltsqualität mitten im Fluss der hektischen Fußgängerströme.
Die Fassade des Pavillons steht vermittelnd zwischen dem großen Maßstab des benachbarten Kaufhauses und dem Maßstab der Wohn- und Geschäftshäuser, die ansonsten die Platzwände bilden. Trotz der bescheidenen Dimensionen des Mauritius-Pavillons gelingt es mit einer geschossübergreifenden Glasfassade sich neben der neu gestalteten Fassade des Warenhauses Karstadt zu behaupten und eine Ensemblewirkung anzudeuten.
Der Grundriss des 2-geschossigen Gebäudes ist trapezförmig zugeschnitten und hat im Erdgeschoss die Abmessungen von 7,0 auf 19,0 m. Der Neubau verspringt an der nördlich angrenzenden Nachbarbebauung um 3,50 m in den Platz hinein. Die südliche Gebäudeseite schließt an die vorhandene Brandwandbebauung an und formuliert damit einen klaren Abschluss der Bebauung an der Schulgasse.
Der Pavillon dient den Gästen des Cafés als Freisitz am Mauritiusplatz und bietet einen Ausblick über den Platz hinaus in die angrenzende Fußgängerzone. Trotz seiner einfachen Gebäudestruktur bietet der Pavillon mit seiner mehrschichtigen Fassade unterschiedliche Raumqualitäten und Blickbezüge auf den Mauritiusplatz.
Konzipiert ist der Mauritius-Pavillon als verhüllter Körper in einer transparenten gläsernen Hülle.
Das Erscheinungsbild des verhüllten Körpers wird erzeugt durch eine zweite durchscheinende Schicht direkt hinter der Fassade. Geschosshohe und transluzente Stoffpaneele kleiden den oberen Gastraum ein und verändern damit nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern je nach Anordnung die Atmosphäre im Inneren des Gebäudes.
Bei Abendveranstaltungen dienen die Stoffbahnen als großformatige Projektionsfläche nach innen und außen.
Die Gasträume mit insgesamt 75 Sitzplätzen im Erd- und Obergeschoss öffnen sich großzügig zum Mauritiusplatz und zur Schulgasse. Die Sanitärräume, Küche, Lager und Personalräume befinden sich unterhalb des Platzes im Kellergeschoss. Verbunden sind die verschiedenen Ebenen über einen Treppenraum und einen Speiseaufzug.
Die Anlieferung von außen erfolgt von der Schulgasse, über den in den Straßenraum integrierten Unterfluraufzug.
Fotomontage mit der ursprünglich geplanten Dachbegrünung
Standort: Mauritiusplatz, Wiesbaden
Städtebaulicher Wettbewerb, 2000, 2.Preis
Projekt: 2004
Fertigstellung: 2005
Bauherr: Verwaltungsgesellschaft Mauritiuspavillon GbR, Wiesbaden

© Peter Karle 2024